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Info Section | Treffen mit Mariah in Top Of The Pops (12.11.1999) | German TV Dates | BRAVO Ottos | ||
weitere Interviews: | Instyle 01/2000 - BRAVO 43/97 | MAX 10/99 - Amica 07/98 |
So stark ist ein Miststück
Okay, wir geben es zu: "Mariah Carey sprach nur mit uns, als sie für TOTP in Deutschland war. Und sie sagt allen Mädchen, was niemand hören will: Sei eine "Bitch", ein "Miststück", und hol die, was du haben willst!
Es ist 0:30 Uhr, ich sitze in einem schwarzen Mercedes mit Lederausstatung. Frische Blumen auf der Ablage verhindern jeden Blick durch die hintere Scheibe. Ich habe ein Exclusivinterview mit der Königin des Pops, der Diva der Diven - Mariah Carey. Mit drei Stunden Verspätung kam Mariah zu Top Of The Pops, beäugte die Lichtverhältnisse im Studio, ging in die Maske und is TOTP-Fotostudio - dann traf sie endlich auf. Jetzt gibt sie seit einer Ewigkeit Autogramme. Ich warte brav - bis sie plötzlich neben mir sitzt. Mariah begrüßt mich, bietet mir Wein an und ist ganz anders als ich es von einer "Bitch" erwartet hätte.
TOTP: In "Can`t Take That Away From Me" geht es um deine Würde, die
dir niemand nehmen kann. Warum hast du diesen Song geschrieben?
Mariah: In dieser Zeit verhandelte ich mit Leuten aus dem Business, die mir
ein sehr schlechtes Feedback gaben. Ich war so wütend, dass ich
darüber schreiben mußte. So habe ich Musik immer genutzt:
Kreativität ist der beste Weg sich zu befreien. Außerdem will
ich den Kids eine Message schicken. Ich habe eine Menge Fans, die 12, 13,
14 Jahre alt sind und mir ihre Probleme schreiben. Wenn man erst mal erwachsen
ist, vergisst man, wie schwer es ist, ein Kind zu sein. Dass es das Ende
der Welt bedeuten kann, wenn du nicht zur richtigen Clique gehörst,
wenn du Außenseiter bist.
TOTP: Du ermutigst gerade Mädchen sich für ihre Rechte
einzusetzen.
Mariah: Es ist in jedem Geschäft sehr schwer für ein Mädchen
oder eine Frau, da ist das Musikbusiness keine Ausnahme. Letztlich geht es
darum, sich selbstständig und frei zu fühlen, zu wissen, wer man
ist.
TOTP: Missy Elliott sagte neulich bei uns in der Sendung: "Als
Frau musst du eine Bitch sein, wenn du es in dieser Welt zu etwas bringen
willst."
Mariah: (lacht): Ja, diese Nachricht hat sie mir gerade auf meinem Pager
hinterlassen. Manchmal wirst du als Bitch bezeichnet, weil du einen starken
Willen hast, weil du dich behaupten musst. Ich mache mir immer Sorgen zu
nett zu sein und ich möchte nicht wirklich, dass man mich als Bitch
sieht, aber manchmal musst du die Dinge, die du erreichen willst, mit Nachdruck
demondstrieren.
TOTP: Auf dem Cover von "Rainbow" sprichst du von einem "Topf voll Gold am
Ende des Regenbogens".
Mariah: Ja, ein Regenbogen ist das Symbol für Hoffnung und es gibt diese
Sage, dass du am Ende des Regenbogens einen Topf voll Gold findest. Wenn
ich vom metaphorischen, also vom bildlichen Topf voll Gold spreche, meine
ich damit kein Geld. Ich spreche von Glück und Freiheit, der
Möglichkeit, Frieden zu finden.
TOTP: Du dankst auch Gott, dass er in Zeiten der Verzweiflung da war. Wann
warst du so verzweifelt?
Mariah: Vor fünf Jahren - ich habe es in dem Song "Looking In"
ausgedrückt. Viele meiner Freunde waren sehr besorgt, als sie das Lied
hörten. Es beschreibt, wie ich mich damals fühlte (stockt).
Ich war sehr unglücklich. Ich arbeitete mit Boyz II Men zusammen. Ich
dachte: "Sie sind erfolgreich, ihre eigenen Herren und frei." Das war ich
nicht. Ich hatte nicht einen Moment Frieden. Ich dachte: "Ich bin jung und
ich habe diese Karriere. Aber es ist nicht vorgesehen, dass ich glücklich
bin." Vielleicht war das so weil ich in einer kaputten Familie aufgewachsen
bin. Vielleicht habe ich mich deshalb immer gefragt: "Warum sollte es mir
erlaubt sein, glücklich zu sein?" Der Schauspielunterricht und meine
Lehrer haben mir geholfen, das zu überwinden.
TOTP: Außerdem hat es dir zu einer zweiten Karriere
verholfen. Du steckst gerade mitten in einem Kinoprojekt.
Mariah: Ja, ich arbeite an dem Film "All That Glitters". Die Dreharbeiten
fangen bald an.
TOTP: Wie hast du dich im Verlaub deiner Karriere verändert?
Mariah: Zum größten Teil bin ich dieselbe Person wie damals, als
meine Karriere begann, als ich über einem Club in New York lebte und
auf einer Matratze auf dem Boden schlief. Meine Freunde dachten, ich wäre
verrückt, weil ich nicht aufs College gehe, sondern meinen Traum
verwirklichen wollte. Ich arbeitete sehr hart - viel härter als die
älteren Musiker. Die waren 25, hingen rum und hatten Spaß. Sie
fragten: "Warum arbeitetest du so hart?" Ich antwortete: "Weil ich es im
Leben zu etwas bringen will!" So bin ich immer noch, aber heute habe ich
Kontrolle über mein Leben. Es ist mir jetzt erlaubt glücklich zu
sein.
Abgetippt von Stephan Krebs
09. Februar 2000